Nervenaufreibender Abstiegskampf ist angesagt: Nach einer enttäuschenden Punkteausbeute im Verlauf der Hinrunde wird unser Landesliga-Team am Samstag als Tabellenschlusslicht in die zweite Saisonhälfte starten. Zum Auftakt müssen die Kicker um Mannschaftskapitän Phil Skeip dabei ab 14 Uhr vor heimischem Publikum gegen einen direkten Konkurrenten im Rennen um den Liga-Verbleib Farbe bekennen. Vor dem Kellerduell gegen den Tabellenvorletzten SV Kröslin unterhielt sich der Nordkurier mit Trainer Nils Gütschow.

Dein Team konnte im Verlauf der Hinrunde lediglich sechs von 36 möglichen Punkten einfahren. Ist ein Sieg am Samstag Pflicht?

Definitiv. Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe und setze dabei unter anderem auf die Erfahrungen, die wir innerhalb unseres Vereins im Laufe der letzten Jahre gemacht haben. Wir wissen, mit solchen schwierigen Situationen umzugehen. Trotzdem gilt es für uns, nicht fahrlässig zu sein und darauf zu hoffen, dass am Ende alles gut wird. Wir haben es selbst in der Hand, den drohenden Abstieg in die Landesklasse abzuwenden. Das ist unser Ziel.

Mit welcher Marschrute geht es ins Kellerduell gegen den Aufsteiger aus Kröslin?

Wir werden nicht von unserem Plan abweichen, nur weil ein bestimmter Gegner kommt. Wir müssen noch mehr Flexibilität in unser Spiel bekommen und werden versuchen, weiter mutigen Offensivfußball zu spielen.

Mit welchen Gefühlen blickst du auf den anstehenden Rückrunden-Auftakt?

Es wird wieder ernst – und das ist auch gut so. Ich schätze die Liga etwas schwächer als in der Vorsaison ein. Jeder kann jeden schlagen. Wenn wir jedes Spiel mit 100 Prozent Einsatzbereitschaft und Leidenschaft angehen, dann können wir jeden Gegner schlagen. Das gilt andersherum aber natürlich ganz genauso.

Wie fällt dein Fazit zur Vorbereitung aus?

Sehr positiv. Die Jungs sind ziemlich fit aus der Winterpause gekommen, sodass wir uns mehr auf Fußball und weniger auf den athletischen Bereich konzentrieren konnten. Unser größtes Problem ist die dünne Kaderbreite. Wir werden im Verlauf der zweiten Halbserie mit Sicherheit in einigen Fällen auf die Hilfe unserer zweiten Mannschaft und unserer A-Junioren angewiesen sein. Hier erwarte ich ein gutes Miteinander. Jeder in unserem Verein sollte den Ernst der Lage erkannt haben und wissen, was die Stunde geschlagen hat. Ob Spieler aus der ersten oder zweiten Herren-Mannschaft, aus der A-Jugend oder aus dem Ü35-Team: Alle müssen an einem Strang ziehen, um den Klassenerhalt zu schaffen.

An welchen Stellschrauben habt ihr in den zurückliegenden Wochen gedreht?

Wir konnten an vielen technisch-taktischen Dingen arbeiten und uns weiterentwickeln. Die Jungs haben in der Offensive mehr Spielfreunde entwickelt und sind in der Defensive stabiler geworden. Durch eingeführte Spielprinzipien kann jeder Spieler in jeder Situation sein Bestes geben und der Mannschaft helfen. Auch bei Standards sind mittlerweile bessere Strukturen zu erkennen, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Es mag bei unserer mageren Punkteausbeute merkwürdig klingen, ich finde aber, dass wir in der ersten Halbserie gar nicht so viel falsch gemacht haben. Die Stellschrauben, an denen ich gedreht habe, lagen darauf, mehr Sicherheit in der Defensive zu bekommen, mehr Kreativität in der Offensive zu entwickeln und uns bei Standards zu verbessern. Das waren aus meiner Sicht die wichtigsten Punkte, an denen gearbeitet werden musste.

Wo siehst du die Stärken deiner Elf?

Eine unserer größten Stärken ist der Zusammenhalt auf dem Platz. Jeder Spieler unterstützt seinen Nebenmann und ist für ihn da. Keiner ist sich zu schade, Wege umsonst zu laufen. Wir wollen wieder dahin kommen, für jede Mannschaft ein unangenehmer Gegner zu sein. Unsere kreativen Köpfe im Team möchte ich aber auch nicht missen. Ich bin unheimlich froh darüber, dass wir viele fußballschlaue Spieler in unseren Reihen haben.

Wie wichtig wäre der Klassenerhalt gerade im Hinblick darauf, dass aus der A-Jugend in näherer Zukunft vielversprechende Talente in den Herrenbereich aufrücken?

Unsere A-Junioren versuchen, richtig guten Fußball zu spielen. Das ist der richtige Weg. Wenn man sich den möglichen Kader unserer ersten Männer-Mannschaft der nächsten Jahre anschaut, wird der Altersdurchschnitt weiter sinken. Wir haben die große Chance, eine neue Anklamer Fußball-Ära zu prägen. Und damit meine ich nicht, dass wir nächstes Jahr um den Aufstieg mitspielen. Vielmehr besteht die Chance, wieder ein Team aufzubauen, das über mehrere Jahre zusammenspielt. Wir wollen den Anklamer Nachwuchsspielern die Möglichkeit bieten, sich mit den Besten des Landes zu messen und gleichzeitig ihre Entwicklung vorantreiben. Ich stehe als Trainer für Entwicklung und Nachhaltigkeit. Jeder Nachwuchsspieler bekommt in unseren Herren-Teams die Möglichkeit, Fußball zu spielen, sich weiterzuentwickeln und sportlichen Erfolg zu feiern.

Du hast die Mannschaft in der Winterpause 2022/23 in einer ähnlichen Situation übernommen. Am Saisonende ist der Klassenerhalt geglückt. Was stimmt dich zuversichtlich, dass dies auch in dieser Spielzeit klappt?

Wir haben uns den Klassenerhalt hart erkämpft und verdient. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Die Wichtigsten sind Erfahrung, Wille und Fleiß. Ich denke, es ist von Vorteil, dass ich als Spieler viele ähnliche Situationen miterlebt habe. Ich möchte mein Wissen an die Spieler weitergeben. Es ist nicht immer nur alles Lehrbuch oder Training in Perfektion. Man muss auch mal gegen den Strom schwimmen.

Wie hast du die sechsmonatige Auszeit als Trainer verbracht?

Ich konnte mich gut erholen und bin voller Tatendrang zurückgekehrt. Für mich war es an der Zeit, eine Pause einzulegen. Ich bin seit über acht Jahren Trainer im Verein, teilweise Trainer und Spieler gleichzeitig gewesen. Man hat mich während meiner Auszeit zwar häufig im Stadion gesehen, ich wollte aber den Druck, den man als Trainer hat, für eine gewisse Zeit loswerden.