Satte 300 Pflichtspiel-Treffer als Nachwuchs-Kicker, 130 Tore im Herrenbereich: Dieser Mann weiß genau, wo die Bude steht. Seit seinem fünften Lebensjahr schnürt Toni Rabe für den VFC Anklam und dessen Vorgängervereine die Fußballschuhe – mit Leidenschaft und Herzblut. In dieser Zeit hat er sich als Torjäger weit über die Stadtgrenzen hinaus einen guten Namen gemacht. Über 60 Pokale, Medaillen und Urkunden schmücken den heimischen Trophäenschrank. Was die Torejagd betrifft, wird der gebürtige Peenestädter seit knapp zwei Jahren ein Stück weit ausgebremst: Als Abwehrspieler Gegentore verhindern statt selbst Tore zu schießen, ist mittlerweile seine Hauptaufgabe. So richtig anfreunden kann sich der 30-Jährige mit dieser Rolle allerdings nicht.

Daraus, dass er sich in der Offensive deutlich wohler fühlt, macht Toni Rabe jedenfalls keinen Hehl: „Ich war in meiner gesamten Fußballer-Zeit Stürmer. Auch im Herrenbereich, wo ich seit 2020 in der Verteidigung zum Einsatz komme. Ich helfe der Mannschaft natürlich so gut wie ich kann in der Abwehr. Es ist aber schwer zu verstehen, dass man auf einmal hauptsächlich Gegentreffer verhindern soll, wenn man zuvor über viele Jahre die Tore geschossen hat. Man bekommt das Stürmerdenken nie aus mir heraus, weil das Toreschießen schon immer meine Leidenschaft war und nach wie vor ist“, erklärt der heimatverbundene Landesliga-Kicker, dessen größte Stärken auf dem Fußballplatz im Torabschluss, Kopfballspiel und technischen Bereich liegen. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger und humorvoller Mensch. Außerdem würde ich Zuverlässigkeit zu meinen Stärken zählen. Ich bin ein sehr treuer Mensch, was gerade in der heutigen Zeit sehr wertvoll ist“, sagt der leidenschaftliche Fan des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV. „Ich bin regelmäßig mit meiner Verlobten oder mit Freunden im Volksparkstadion in Hamburg, um meinen Lieblingsverein zu unterstützen.“ Seine größten Schwächen? „Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und kann durchaus auch mal ein Sturkopf sein. Fußballerisch zähle ich mittlerweile sicherlich nicht mehr zu den schnellsten Spielern“, gesteht der Anklamer mit einem Augenzwinkern.

Toni Rabe hat bei seinem Heimatclub alle Nachwuchs-Altersklassen durchlaufen. Als Fünfjähriger meldete ihn sein Vater 1996 beim damaligen FV Lok an. „Seitdem bin ich immer dabeigeblieben“, sagt der 30-Jährige. Eine längere Fußballpause gab es in all den Jahren nicht: „Ich bin zum Glück von größeren Verletzungen verschont geblieben. Ich habe mir im Juniorenbereich mal einen Unterarmbruch zugezogen und meine linke Kniescheibe ist auch mal rausgesprungen, was aber nur kürzere Ausfallzeiten zu Folge hatte.“

Das Fußball-Einmaleins erlernte der spätere Top-Torjäger bei den F-Junioren unter der Regie von Trainer Hans-Ulrich Rehfeldt. „Hansi schaut heutzutage noch regelmäßig bei den Spielen der Herren zu. Es ist immer wieder schön, wenn man seinen ersten Trainer wiedersieht. Ich kann mich aber auch noch gut an die Zeiten unter Trainern wie Hansi Bathke, Roland Keil und Henry Gransow erinnern, von denen ich viel gelernt habe“, ist Toni Rabe dankbar für unzählige schöne Momente als Nachwuchsspieler. Zu seinen größten sportlichen Erfolgen im Jugendbereich zählten der Gewinn des Bezirksmeistertitels in den Spielzeiten 2002/03 und 2003/04 sowie später der Bezirkspokal-Sieg und der erste Platz bei den Hallen-Bezirksmeisterschaften mit den A-Junioren. „Im Nachhinein betrachtet war auch die Berufung in die DFB-Stützpunktauswahl im Jahre 2003 ein absolutes Highlight. In Parchim hatte ich die Gelegenheit, zusammen mit einem gewissen Toni Kroos zu spielen“, blickt der Namensvetter des Fußball-Weltmeisters aus dem Jahre 2014 zurück. Im Männerbereich hatte Toni Rabe in der Saison 2010/11 maßgeblichen Anteil am Gewinn der Landesliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Verbandsliga-Aufstieg.

Mit der höchsten Spielklasse Mecklenburg-Vorpommerns verbindet er allerdings nicht nur positive Erinnerungen: „Der klare Verbandsliga-Abstieg im Juni 2016 war schon sehr schmerzhaft.“ Auch wenn im Laufe der Zeit immer wieder Vereine an seine Tür klopften, blieb Toni Rabe seinem Heimatverein stets treu. „Es gab schon einige interessante Angebote. Als Nachwuchsspieler habe mich nicht für einen Vereinswechsel bereit gefühlt. Mir war es wichtiger, mit meinen Freunden zusammenzuspielen. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit“, macht der erfahrene Kicker deutlich. Heute würde er vielleicht anders entscheiden: „Gerade das Interesse aus Greifswald hat mich im Jugendalter schon sehr gereizt.

Im Herrenbereich war ich bislang immer glücklich mit meiner Rolle und habe mich bei allen Trainern durchsetzen können. Ich war nie der große Lautsprecher, sondern habe lieber mit Toren oder Leistungen geantwortet. Ich bin schon stolz darauf, so lange bei einem Klub zu sein und so lange erfolgreiche Geschichten mit diesem Verein geschrieben zu haben. Ich denke, dass das gerade in der heutigen Zeit alles andere als selbstverständlich ist. Allerdings würde ich mir an der einen oder anderen Stelle schon etwas mehr Dankbarkeit wünschen.“ Klar ist für ihn: „Sollte ich merken, dass ich eine fußballerische Veränderung brauche, würde ein Vereinswechsel durchaus in Frage kommen. Wenn nicht werde ich meine Fußball-Laufbahn in Anklam beenden. Sollten das Feuer und der Ehrgeiz nicht mehr da sein, höre ich auf.“

Trotz der eher ungeliebten Rolle als Abwehrspieler fühlt sich Toni Rabe beim VFC pudelwohl. „Ich bin sehr glücklich hier und hoffe, dass wir als Mannschaft eine erfolgreiche Rückrunde spielen. Der Mix aus älteren, gestandenen sowie jüngeren Spielern passt. Wir sind aktuell in der Landesliga gut aufgehoben, müssen uns aber noch weiterentwickeln. Mir persönlich ist es wichtiger, mit alten Weggefährten wie Phil Skeip, David Schulz, Philipp Labahn oder Michael Jeske zusammenzuspielen, als in einer wild zusammengewürfelten Truppe. Bei allem Ehrgeiz sollte der Spaß immer im Vordergrund stehen.“ Er findet aber durchaus auch kritische Töne: „Im Fußball hat sich viel verändert. Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in der sich der Großteil der jüngeren Generation mehr von den älteren erfahrenen Spielern helfen lassen und Dinge angenommen hat. Wenn ich beispielsweise Michael Jeske mit seiner Fitness, Ausdauer und Einsatzbereitschaft sehe, muss ich ganz klar sagen: Da kann sich jeder Spieler was abschauen. Auch ich!“

Auch neben dem Fußball hat der Bundeswehrsoldat sein Glück gefunden. Seit 2020 lebt er zusammen mit Freundin Lisa in Greifswald. Im Mai läuten die Hochzeitglocken. „Auch Lisa kommt ursprünglich aus Anklam. Der Plan ist, dass wir wieder zurück in unsere Heimatstadt ziehen – zumindest aber in die Nähe“, blickt Toni Rabe, der in seiner Freizeit gern auch mal eine Runde Dart spielt, voraus. Er hofft, dass die Landesliga-Rückrunde trotz Corona pünktlich starten kann: „Man muss schauen, wie sich die Lage entwickelt in dieser sehr dynamischen Zeit. Ich habe aber die Hoffnung, dass wir normal loslegen können.“

Quelle: Nordkurier