Nach einer derart verkorksten Saison, die mit lediglich sieben ausgetragenen Liga-Duellen letztlich gar keine war, sang- und klanglos abtreten? Keine Option für David Schulz – auch wenn sich der erfahrene und ehrgeizige Landesliga-Kicker unseres Clubs in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Gedanken auseinandergesetzt hat, kürzer zu treten. „Familie, Schichtarbeit, Nachwuchs-Trainer und selbst in einer Mannschaft spielen: Da kommt man mitunter durchaus an seine Grenzen“, gesteht der gebürtige Peenestädter, der bereits seit dem sechsten Lebensjahr für seinen Heimatclub die Fußballschuhe schnürt.

Langeweile kommt beim sympathischen Familienvater jedenfalls nicht auf. „Ich bin ehrlich gesagt ganz gut ausgelastet“, winkt David Schulz ab und fügt im selben Atemzug augenzwinkernd hinzu: „Jünger werde ich ja schließlich auch nicht.“ Sagt einer, der mit 30 Jahren geradezu im besten Fußballer-Alter ist und seit über einem Jahrzehnt zu den tragenden Säulen des ersten Männer-Teams zählt. Bei den Überlegungen, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, stand für den quirligen Kicker schnell fest: „Nach einer abgebrochenen Saison will ich auf gar keinen Fall aufhören. Dazu kommt, dass wir aktuell auf einem guten Weg sind, wieder ein richtiges Team zu werden. Mich interessiert es sehr, ob wir das gute Niveau der letzten beiden – von Corona geprägten – Spielzeiten auch über eine ganze Saison halten können.“

In der Endabrechnung der vor drei Wochen abgebrochenen Punktspiel-Serie 2020/21 landeten er und seine Clubkameraden mit einer Bilanz von vier Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen hinter den Teams des SV Siedenbollentin und Greifswalder FC II sowie den Landesliga-Neulingen vom TSV Friedland auf dem vierten Tabellenplatz. „Das Niveau unserer Liga ist in den letzten beiden Jahren deutlich gestiegen. Wir sind in dieser Spielklasse gut aufgehoben“, betont „Schmulle“, wie er von Mitspielern, Trainern und Freunden genannt wird.

Bei Trainer Michael Höcker hat er mit seiner Entscheidung, seine aktive Laufbahn fortzusetzen, große Erleichterung ausgelöst: „Ich bin froh darüber, dass uns David zumindest noch ein Jahr erhalten bleibt und hoffe sehr, dass es auch danach weitergehen wird. Er kommt aus unserer eigenen Jugend und hat sich in den vergangenen Jahren durch seine Art, Fußball zu spielen, zu einem Führungsspieler entwickelt.“ Der Anklamer Verantwortliche will den Defensivspieler im Landesliga-Kader auf keinen Fall missen: „Er geht auf dem Platz stets dahin, wo es weh tut, und ist sich für nichts zu schade. Ich kann mich jederzeit auf ihn verlassen – egal, auf welche Position ich ihn stelle. Es ist nicht selbstverständlich, dass man nach einer Nachtschicht mit zu einem Auswärtsspiel kommt, was er aber macht.“ Michael Höcker lobt den Defensivspieler aber nicht nur für seine Einsatzbereitschaft und seinen Ehrgeiz: „David macht den Mund auf, wenn es angebracht ist. Sein Wort hat einen hohen Wert und findet Akzeptanz in der Truppe. Er ist zudem jemand, der sich auch abseits des Platzes für den Verein einsetzt.“

Bereits als sechsjähriger Steppke schnürte David Schulz bei den F-Junioren die Töppen. Sein erster Trainer: Hans-Ulrich Rehfeldt, der noch heute für die F-Junioren verantwortlich ist. Gemeinsam mit Spielern wie Phil Skeip, Toni Rabe und Henning Zölfel, mit denen er noch heute in einem Team kickt, feierte „Schmulle“ in der Saison 2008/09 als A-Jugendlicher unter anderem den Gewinn des Bezirkspokal-Wettbewerbs. Seinen größten sportlichen Erfolg landete er zwei Jahre später, als er mit den Männern den Aufstieg in die Verbandsliga feierte. „Mein großes Ziel als Nachwuchsspieler war es, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen und in die Verbandsliga aufzusteigen. Das hat gleich in meinem zweiten Jahr geklappt. Von Aufstiegstrainer Rainer Gütschow wurde mir der Einstieg in die Erste damals sehr leicht gemacht. Er hat uns vor allem Kampfgeist und Siegeswillen eingeimpft“, so der Teamplayer, der Siegeswillen und Einsatzbereitschaft zu seinen besonderen Stärken zählt. Seine größte Schwäche? „Das ist sicher der Torabschluss. Aber den einen oder anderen Treffer vorzubereiten, macht ja auch Spaß.“

Fünf Jahre lang kickte David Schulz mit seiner Elf nach dem Aufstieg 2011 im Fußball-Oberhaus Mecklenburg-Vorpommerns. Zu seinen Trainern zählte dabei unter anderem Fußballlehrer Hagen Reeck. „Von ihm habe ich im taktischen Bereich viel gelernt. Es war eine tolle Erfahrung, so einen erfahrenen Trainer zu haben“, betont der 30-Jährige, der mit 1,71 Meter Körpergröße nicht gerade zu den Fußball-Riesen zählt und in den vergangenen Jahren auch mit seinem jüngeren Bruder Sebastian in einem Team spielte: „Das war eine schöne Sache, mit ihm in einer Mannschaft aufzulaufen.“ Als „besonders“ empfand er diese Konstellation aber nicht: „Auf dem Platz ist er für mich ein Mitspieler wie jeder andere auch. Konkurrenz-Gedanken gab es bei uns nie, zumal wir auf ganz unterschiedlichen Positionen spielen.“

Zwar war der Verbandsliga-Aufstieg für ihn das absolute Highlight, gern erinnert sich der Anklamer aber auch an die Verbandsliga-Saison 2012/13, die er mit seiner Mannschaft auf dem sechsten Tabellenplatz beendete: „Es gab so viele schöne und unvergessliche Momente. Dazu zählt unter anderem mein erster Sieg im Männerbereich, als wir 2009 mit 2:1 gegen die TSG Neustrelitz II gewonnen haben, oder ein 5:0-Auswärtserfolg gegen heimstarke Pampower vier Jahre später. Auch das Freundschaftsspiel gegen Dynamo Dresden werde ich nicht vergessen.“

Sein Wissen gibt der Landesliga-Kicker seit 2017 an die Talente des VFC weiter. „Maik Hoffmann ist damals auf mich zugekommen und hat nachgefragt, ob ich aushelfen könnte. Daraufhin habe ich zugesagt. Ich gebe gerne meine gesammelten Erfahrungen weiter. Die Kinder geben mir viel zurück, sind noch unbekümmert und mit sehr viel Freude bei der Sache. Sie sind sehr lernwillig. Zu sehen, wie sie sich weiterentwickeln, bereitet mir große Freude. Irgendwo ist die Trainer-Tätigkeit auch ein Ausgleich zum Arbeitsalltag“, erklärt der Peenestädter, der drei Jahre die Bambini-Truppe trainierte. Im Sommer 2020 übernahm er dann zusammen mit Maik Hoffmann die Verantwortung für die E-Junioren.

Seit Beginn der erneuten Fußball-Zwangspause Anfang November hält sich David Schulz mit der einen oder anderen Laufeinheit fit. „Auch wenn ich momentan körperlich deutlich ausgeruhter bin, fehlt es mir sehr, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und die E-Junioren zu trainieren.“ Ich hoffe, dass das Training so schnell wie möglich wieder starten kann: „Besonders für die Kinder ist es extrem schade, dass aktuell nicht trainiert werden darf. Die Saison 2020/21 abzubrechen, war aber definitiv die richtige Entscheidung. Die Gesundheit steht an erster Stelle“, betont der Familienvater, der seit 2018 stolzer Vater von Töchterchen Mia ist und mit seiner langjährigen Freundin Christin eine verständnisvolle Partnerin an seiner Seite hat: „Sie hält mir stets den Rücken frei, wofür ich ihr sehr dankbar bin.“

Quelle: Nordkurier